Semesterpräsentationen

Echoraum: Bei den Semes­ter­prä­sen­ta­tionen lesen die Studie­renden im ersten und zweiten Studi­enjahr aus den Texten, die im Mentorat entstanden sind und weiter entstehen. Neunund­zwanzig Stimmen, jede sechs Minuten lang, das ergibt einen ganzen Nachmittag im Semester voller Texte: Kurzge­schichten, Fragmente, Hörspiele und Auszüge. Im Sommer finden in den Tagen nach den Semes­ter­prä­sen­ta­tionen die Evalua­ti­ons­ge­spräche statt. Die Studie­renden reichen Texte ein, die von ihrem Mentor, ihrer Mentorin, einem zweiten Mentor, einer zweiten Mentorin und einem externen Experten, einer externen Expertin gelesen und kommentiert werden. Am Ende des Herbst­se­mesters beurteilt nur der eigene Mentor, die eigene Mentorin, ob das Modul Mentorat erfüllt ist – auf Grundlage der Mento­rats­ver­ein­barung, die alle Mento­rInnen mit ihren Mentees zu Beginn des Semesters unter­zeichnen. Darin halten die Studie­renden fest, an welchem Projekt, an welchen Projekten sie während des Semesters arbeiten wollen und wann sie sich mit ihrem Mentor, ihrer Mentorin zur Besprechung der Texte treffen. Zurück zu den Präsen­ta­tionen, die im aktuellen Semester am 12. Dezember statt­ge­funden haben: Vier Stunden für 29 litera­rische Universen ist schon eine ziemliche Heraus­for­derung, 1‘835 Zeichen für 29 litera­rische Universen ist geradezu läppisch. Mit aller Vorsicht hier trotzdem der Versuch eines Cut-ups: Aus jedem Text ein Satz, mehr oder weniger aus dem Gedächtnis, die Überset­zungen aus dem Franzö­sischen aus dem Handgelenk:

Das Paar sagt zwei Sätze, die Fliege setzt sich – oder nicht. // Ein schlafloser Spaziergänger vielleicht. // Ausser dem Pendel der Grossmutteruhr, die einen Atomkrieg wohl überstehen und danach unbekümmert weiterticken würde, bewegte sich im Zimmer nichts. // Wir hätten gerne einen Schirm gehabt. // Ich weiss nicht, ob ich erleichtert war. // An dieser Stelle machte sie jeweils eine Pause. // Viele Jahrhunderte habe ich bereits überdauert, aber dieses hier ist mit Abstand das zähste. // Das sogenannte Lethargie-Gift. // Da wohnt wer in mir drin, der spielt die ganze Zeit Musik. // Es ärgerte mich, dass ich nicht sagen konnte, was das überhaupt für Pflanzen waren. // Meine Schaufel ist gerade mal so gross wie meine Hand. // Die Unterschiede waren fein, aber nicht zu unterschätzen. // Ob er sich vorstellen könne, von jetzt an jeden Abend Milchkaffee und Aufschnitt vorgesetzt zu bekommen. // Auf das Blut auf den Strassen, sage ich. // Für nie kann ich nicht garantieren. // Hab‘ die Wanduhr umgebracht, hier warte ich auf dich. // Mir waren Leute, die einem Fremden ohne Weiteres ihr Herz zu öffnen wissen, schon immer suspekt. // Aber dann denke ich an die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern und bleibe. // Ich verlor meine Hand im Schlaf, es war in der ersten Juninacht dieses Jahres. // Früher wurden hier Schiffsschrauben gegossen. // Der Schatten schaut auf und lächelt. // Man kehrt, vom Zufall geleitet, wieder und wieder an den Ausgangspunkt zurück. // Der Weg war nie geräumt gewesen. // Hinter dem Zwerg steht ein Himbeerstrauch. // Ein Kabelbinder, um etwas Schmales geschlungen, hat es an sich, in einem langen Schweif übrig zu bleiben. // Sie verhielten sich ganz leise und brachten sich eine Zeichensprache bei. // Mein Kopf ist ein bisschen besser auf meinen Schultern befestigt als deiner auf deinen. // Ich trainiere, um im See zu leben. // Das war ein Statement.