Simple and not

Das Cambridge Dictionary sagt, das Adjektiv basic bedeutet simple and not complicated, so able to provide the base or starting point from which something can develop. Das Cambridge Dictionary hat, insbe­sondere mit dem zweiten Teil, absolut Recht! Das sieht man beispielsweise am Basic-Schreibatelier, das die Studie­renden des ersten Jahres im Bachelor in Litera­rischem Schreiben jeden Donnerstag von 9-13 Uhr besuchen. Im Herbst wurde es von Theres Roth-Hunkeler geleitet, jetzt, im Frühling, von Rolf Hermann. Es geht darum, Texte zu schreiben, vor Ort und zu Hause, und sie in der Gruppe zu besprechen und das jede Woche. Es geht darum, eine Routine oder eigene Praxis zu etablieren, also ein Fundament zu legen für all das, was im zweiten und dritten Jahr kommen wird, wenn man sich für Schreibateliers einschreibt, die kürzer und thematisch spezia­li­sierter sind. Es geht um eine Basis, einen Beginn, der einfach ist, einladend und gemein­schaftlich. Was im Basic-Atelier in diesem Semester entstanden ist, haben Benjamin Bietenholz, Marco de las Heras, Laura Egger, Nadja Geisser, Sarah Giger, Lara Schaefer, Samuel Tanner, Johanna Veszeli und Alexandra Zysset am 8. Juni im Bieler Café du Commerce gelesen unter dem Titel Biel ist eine erfundene Stadt.

 

Alle wissen, dass Biel eine erfundene Stadt ist
Manche wissen, dass der Leib verkehrt liegt
aber nur wenige wissen, was sie nicht wissen

du weisch aus besser
u we mau öppis nid weisch
weisch es am beschte

In Biel gibt es ein Restaurant
namens Gottstatterhaus
Ich lese Gottstattersau jeden Morgen
von der linken Kreuzung aus

Nadja Geisse

 

Kursschiff

In Biel steht ein Hafen, und in dem Hafen liegen Schiffe, die aus irgendeinem Grund Kursschiffe genannt werden, auch wenn man ja auch nicht von Kurszügen und Kurspostautos spricht. Aber Schiffe sind keine Züge.

Die alte Frau oben an Deck sagt zu ihrer Alten­frau­en­freundin, du, ich muss aufs WC. Und die Alten­frau­en­freundin sagt, du, warte doch noch ein bisschen. Wenn du jetzt runter gehst, wo wir in Ligerz ankommen, meinen die unten noch, du wolltest aussteigen. Ja, stimmt, sagt die alte Frau und wartet. Nach Ligerz geht die alte Frau aufs WC, runter, an den Schiffs­jungen vorbei, die hier natürlich Kursschiffs­jungen heissen. Als sie unten ist, auf dem WC, spielt sich oben in den Augen der Alten­frau­en­freundin ein Spektakel ab. Wir steuern Biel zu, der Hafen ist schon in Sicht, als sowohl rechts wie auch links am Horizont ein Schiff auftaucht, hoioioi, drei Schiffe auf einmal, ruft die Alten­frau­en­freundin den Leuten zu, und als die alte Frau wieder vom WC kommt, ruft sie es ihr noch einmal zu. Jaa, jaa, das hab ich doch unten längst auch gesehen, sagt die alte Frau, und: Jaa, jaa murrt die Freundin.

Ist schon komisch, sagt die alte Frau, drei Schiffe auf einmal, und winkt rüber zum anderen Schiff, das Biel heisst und bemalt ist wie eine Kuh, was ihr offenbar total logisch erscheint. Die alten Leute vom anderen Schiff winken zurück, und die alte Frau, die gerade vom WC kommt, lächelt selig. Es sieht aus, als fühlten sich jetzt alle ein bisschen besser als vorher.

Samuel Tanner

 

Autobiographien

Ich lebe in Autobiographien, was man ausspricht wie Italien.
Mir gegenüber wohnt ein Paar.
Treffe ich sie im Treppenhaus, sage ich: Ganz schön eng hier, was?
Sie lacht darauf laut auf, er bindet sich in aller Ruhe die Schnürsenkel neu.
Heute Abend liegt er nackt mit mir unter der Decke.
Einmal im Leben, sagt er, fahren wir nach Italien.

Lara Schaefer