Ecrire Ensemble

Am Freitag, 10. Dezember, feierte das Schweizerische Literaturinstitut sein 15-jähriges Bestehen mit einem Nachmittag und Abend, die ganz im Zeichen des literarischen Schreibens vielfältigster Autor*innen standen.

Drehbücher, Musicals oder Romane verfassen, alleine oder zu mehreren, aus eigenem Anreiz oder auf Auftragsbasis: Zeitgenössisches Schreiben ist zweifelsfrei so divers, wie es die Autor*innen sind, die das Schweizer Literaturfeld beleben!

So zeigte etwa die von Anne Pitteloud moderierte Diskussion zwischen Elisa Shua Dusapin, Autorin und Absolventin des Schweizerischen Literaturinstituts, und Autor Daniel Vuataz, der seit rund fünfzehn Jahren im Kollektiv schreibt, wie viele verschiedene Realitäten der Beruf «Autor*in» kennt – Realitäten, die manchmal ineinander übergehen, wo doch die Grenzen zwischen verschiedenen Formen und Bereichen literarischen Schaffens durchlässig sind. Und auch wenn sich etwa eine Theateradaption anders entfaltet als ein Hörspiel: Überall geht es letztlich ums Schreiben. Passend dazu war neben der Ungewissheit, die das Berufsfeld Autor*in prägt, auch von der Kraft die Rede, die im Schreiben steckt, als Bindeglied zwischen Menschen. Während sich verschiedenste Produktionsfelder mittlerweile öffnen, so der Eindruck der Diskutierenden, scheinen der französisch- und deutschsprachige Literaturraum weiterhin voneinander abgegrenzt.

Zwischen Katja Brunner und Werner Rohner – Alumna und Alumnus des Bachelors in Literarischem Schreiben – entspann sich im Anschluss, moderiert von Simone von Büren, ein quirlig-ehrliches Gespräch über verschiedene Formen von kollaborativem Schreiben – zwischen Autor*innen, mit Schauspieler*innen, in feministischen Kollektiven; über das Zusammenführen sehr unterschiedlicher literarischer Stile in gemeinsamen Texten und das Reagieren auf Fragen und Impulse von anderen Autor*innen oder von Musiker*innen; über das Abgeben von Texten und das Einstehen für sie; über die Zeit, die in einen Text einfliesst, die Bedeutung des Texts als Buch und das Schreiben aus Perspektiven, die nicht (offensichtlich) die eigene sind; und auch über die Frage, was ein Werk ist, was dazugehört, ab wann es ein Werk ist und ob es überhaupt wichtig ist für den/die Schreibende*n.

Die Vielfalt der in beiden Diskussionen angesprochenen Praktiken führten auch die abendlichen Quodlibets vor Augen: Rund 30 Autor*innen verschiedener Generationen – aktuelle und ehemalige Studierende wie Dozierende – spannten für drei besondere Lesungen zusammen: Mit unfertigen Texten aus dem eigenen Fundus, frisch verfasst oder wiederentdeckt, aus den Tiefen des Schreibtischs hervorgeholt, antworteten sie ihren Bühnengefährt*innen spontan. Und das nicht nur auf Deutsch und Französisch, auch auf Italienisch, Englisch, Spanisch; mit Fragmenten, Dialogen, Beschreibungen, Gedichten; mit langen oder kurzen Sätzen; sich wiederholend oder variierend; mal zögerlich, mal überschwänglich; leise aus dem Hintergrund oder im Versuch, zu übertönen. Auf der Bühne des Farelhauses war Platz für alles und das Publikum live dabei, wie im Kollektiv ein Textstück entstand, das es so nur einmal geben wird – allein aus der Freude, zusammen zu lesen.