Fortschreiben ist ein Kollektivtext. Fortschreiben ist Rückblick und Ausblick. Insgesamt 76 Schreibende – aktuelle Studierende, ehemalige Studierende und Dozierende – haben sich auf das folgende Experiment eingelassen: Sie bekamen einen Text und hatten 72 Stunden Zeit, um darauf zu antworten. Was „antworten“ genau heisst, konnten alle für sich selbst entscheiden. Manche haben Motive übernommen oder Figuren oder Worte, andere haben Handlungen weitergeführt, haben Stimmungen aufgegriffen, haben literarisch hinübergerufen in eine andere Welt. Diese Antwort – und nur diese Antwort – haben die Autorinnen dann an die nächste Person in der Kette weitergeschickt. Diese hat wiederum geantwortet und diese Antwort weitergeschickt.
In dieser Spielanlage, in den Übergängen, an den Rändern zeigt sich nichts weniger als die Freude am Schreiben selbst. Als Leser erkennt man – oder man stellt sich zumindest vor, zu erkennen – welchen Wegen und Sprüngen die Schreibköpfe folgen, alle ganz unterschiedlich, ganz eigen, ganz unmittelbar. Das Besondere daran ist, dass sich diese Wege nicht zwischen zwei Schreibenden abspielen, sondern zwischen vielen. Daraus resultiert ein Text, der immer vorwärts führt, der in die Ferne denkt, der einem Dritten entgegenstrebt. Ein Text, der absolut gemeinsam, unverhohlen demokratisch und bisweilen abenteuerlich wild ist.
Erschienen im Juni 2017 im Bieler Verlag die Brotsuppe
228 Seiten, CHF 23.00