Von den Beinen an zu kurz

Theater Winkelwiese

Da ist eine Familie: ein Vater, eine Mutter, ein Kind. Namenlos. Bürgerlich. Austauschbar. Alles könnte gut sein und werden, doch etwas läuft schief, heillos schief, denn der Vater verfällt der Tochter vom Tage ihrer Geburt an. Für die Tochter ist die "grenzenlose" Liebe des Vaters vom ersten Atemzug an Teil ihrer Wirklichkeit, sein massloses Begehren Normalität. Die ausran­gierte Mutter stempelt die Tochter alsbald zur Konkur­rentin, Diebin ihres Mannes. Stimmen von aussen verge­gen­wärtigen mögliche Stationen - Geburt, erster Übergriff, Strei­chelzoo, Kinder­ge­burtstag, Arztbesuch, Selbstmord - dieser Tragödie. Entgegen dem thera­peu­tischen Gerede, das später auf sie einprasselt, verteidigt die Tochter ihr verhäng­nis­volles Verhältnis zum Vater. In diesem beein­dru­ckenden Debüt Katja Brunners wird die Sprache zu einem Sezier­messer, das die Vater­Mut­ter­KindWelt zerschneidet und die schwin­del­er­re­genden Abgründe mensch­licher Leiden­schaft aufdeckt.