Zu Gast in Biel

Bild: Lisa J.

Es gehört zu den wirklich schönen Zufällen, dass im HS21 nicht einfach zwei SEMP-Studierende am Schweizerischen Literaturinstitut zu Gast waren … sondern zwei mit demselben Namen! Beide, Lisa A. vom Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Lisa J. vom Institut für Sprachkunst, Wien, schauen nun auf ebendieses Herbstsemester zurück. Es war das zweite, übrigens, für Lisa A., letzten Frühling ans SLI gestossen, und das erste für Lisa J. – aber, Spoiler, nicht das letzte.

Wenn wiederum gleich zwei Lisas zwei Semester bleiben, wird das mehr als Zufall sein. Wünschenswerterweise ist es ein gutes Zeichen; dafür, dass der Austausch als solcher, aber auch im Sinne des Gesprächs mit den hiesigen neuen Kommiliton*innen, Dozierenden und dem/der Mentor*in literarisch etwas öffnet, Raum gibt, zu schreiben, vielleicht sogar über bisherige Grenzen hinaus.

Liebe Lisa: Es ist schön, warst du hier!
Und liebe Lisa: Es ist schön, bleibst du noch!

 


Lisa J. | Mein Schreiben in der Schweiz

Bürokratie ist nicht mein liebstes Kraut. Mehr noch mag ich Unkraut, Wortschöpfungen und Sauerkraut.

In meinem Austauschsemester in Biel gab es trotzdem einige Stunden Bürokratie, die sich auszahlen, seit ich noch ein zweites Semester bleibe. Denn wenn das Gröbste einmal vom Bürotisch ist, geht das gut hier: bleiben.

Dies ist eine Ermutigung an jene, denen die Vorstellung unüberwindbarer Bürokratie den Weg in die Schweiz verstellt: Ich habe es hinbekommen. (Das denke ich zumindest, womöglich sollte ich doch noch den Termin beim Migrationsamt abwarten.)

Mit Erasmus+ eine neue, bisher fremd geglaubte Kulturlandschaft entdecken: die Schweiz.

Auf meinen Westösterreich-Dialekt wird mir nach einigen Wochen schon nicht mehr auf Schweizerhochdeutsch geantwortet. Ich beherrsche bald den famosen Flow der schweizerischen Auf- und Ab-Sprachwellen und habe gelernt, mich immer mehr als einmal zu bedanken (»Merci vielmol!«)

Das Institut hat mir nach gut zwei Jahren Pandemie-Pause ein frisches, volles Semester geschenkt: Ich arbeite mit meiner Mentorin Verena Rossbacher an einem neuen Projekt, habe – Daniel Mezger sei Dank – meine Vorlesestimme in den Griff bekommen und in Regina Dürigs »Schreibzimmer« grossartige Impulse erfahren. Bei Usama Al Shahmani habe ich gesehen, wie die Vielfalt von Sprachen auf das Schreiben wirkt, und Birgit Kempker öffnete Zugänge zu anderen Dimensionen. Rohit Jain hat eine Menge zu sagen zu Postkolonialer Kritik und Praxis. Pierre Fankhauser hat versucht, mir Französisch beizubringen – glückliches Scheitern. Und bei der Jubiläumslesung habe ich auch mitmischen dürfen.

Also, Schweiz: Ein bisschen bleibe ich noch! Danke vielmol an alle Wunderbaren vom Institut, die mir so geholfen haben, auf meinen wackligen Beinen über die brennenden Balken der Bürokratie hin zum Schreiben.

 


Lisa A.

folgt