Schlachthaus Theater/Auawirleben - Zeitgenössisches Theatertreffen
"Wir werden dich anstarren, du wirst uns nicht aus deinem Hirn rausbekommen, wir werden uns einbrennen in deine Retina." Geschichten über Unsichtbare und Auffallende, Voyeure und Exhibitionisten, inspiriert von einer Zeit, in der Leute ihr Leben zwanghaft auf Homevideos und Websites sichtbar machen und in der Millionen von Sicherheitskameras jede Bewegung im öffentlichen Raum registrieren. Das neue Stück von Simon Froehling verdichtet sich um das Erinnern und Beobachten, um das Sichtbarsein, die Angst vor dem Verschwinden und den Umstand, dass wir nur zu sein meinen, wenn wir glauben, man sehe uns. Da ist der Mann, der sein Gedächtnis verliert und sein altes Ich durch die Augen anderer rekonstruieren muss. Die Frau, die sich gerne auf erotische Spielereien in der Öffentlichkeit einlässt. Ein Gewalttätiger, von dem nur die Turnschuhe in Erinnerung bleiben, ein Polizist, der sich über einen Voyeur in der Nachbarschaft aufregt. Und eine Pennerin, die niemand mehr wahrnimmt. Lebenswege und Alltagsgeschichten kreuzen sich und mit exhibitionistischer Verve enthüllen die Figuren, was sie von sich zeigen wollen und zwingen wiederum ihre voyeuristische Macht den anderen auf, um die Autorität ihres Blickes zu festigen. So fügen sich die Episoden zu einem überraschenden und kühl schillernden - weil aus der Beobachtung geborenen - Gesamtbild. Dabei bewahren die Figuren immer einen Rest ihrer Rätselhaftigkeit und bleiben, trotz aufmerksamer Beobachtung, etwas undurchschaubar - nicht zuletzt für sich selbst.