Unternehmer

Vielleicht ist das überhaupt das Wesen der Arbeit: Dass sich stets – so schön diese Arbeit auch sein mag – eine zweite Person in einem regt, die nicht arbeiten will. Und fehlt dieses Nicht­wollen in einem drin bei einer Tätigkeit, dann handelt es sich nicht um Arbeit. Lipa ist dreizehn, und sie ist Mitar­beiterin des Monats in einem Famili­en­un­ter­nehmen der besonderen Art. Gemeinsam mit dem Vater und ihrem kleinen Bruder, dem einarmigen Berti, durch­forstet sie die Indus­trie­ruinen der Schwarz­waldtä

ler nach verwertbaren Stoffen, Tantal und Wolfram etwa, denn die, sagt der Vater, «werden uns besonders reich machen». Er sagt: «Heute ist Spezialtag.» Und: «Schmerzen müssen wir ertragen können. Das ist das Gesetz des Unter­neh­mertums.» Davon, aber auch von Lipas Liebe zum langen Nasen-Timo, vom Aufbe­gehren und von den unver­meid­lichen Verschie­bungen im Famili­en­gefüge erzählt Matthias Nawrat in kaum je gehörten Sätzen. «Unter­nehmer» sucht nach dem Wert und dem Wesen der Arbeit, der Familie, der Liebe, überhaupt der Bezie­hungen unter­einander und berichtet davon mit den Mitteln der Poesie: witzig, warmherzig und auch weise. Dass Matthias Nawrat als Erzähler die Menschen kennt, als Natur­wis­sen­schaftler aber auch die Dingwelt und ihre Gesetze, hält dieses Unter­nehmen mühelos am Boden der Tatsachen. «Ein grandioser Auftakt», befanden Jury und Publikum des Bachmann-Preises über das erste Kapitel dieses abenteu­er­lichen Coming-of-Age-Romans, der zugleich Parabel ist auf die Welt der Werktätigen und eine dunkle Liebes­er­klärung an den Schwarzwald.

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